beim Bau • Presse
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Pidinger Klettersteig
2003 08 30 |
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Pressemitteilung
zur Eröffnung des Pidinger Klettersteigs
Auf
den Spuren Willo Welzenbachs:
Drahtseil-Direttissima durch die Nordwand des Hochstaufens
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Im Jahre
1921 kämpfte sich ein junger Mann aus München zusammen mit einem
Freund durch die Nordwand durch die Nordwand des Hochstaufens bei Piding,
nachdem er im Sommer des Vorjahrs noch an dieser, seiner allerersten
Erstbegehung, gescheitert war. Als „hart und exponiert“ charakterisierte
Willo Welzenbach die Route, die er gemeinsam mit F. Liebler eröffnet
hatte. In den folgenden Jahren startete der zu dieser Zeit wohl
erfolgreichste deutsche Alpinist einen beispiellosen Siegeszug zunächst
durch die Ost-, ab Ende der zwanziger Jahre aber auch durch die Westalpen.
Nicht weniger als 43 Erstbegehungen weisen seine Tourenberichte auf. Die
großartige Karriere, die einst am Staufen begann, und das Leben Willo
Welzenbachs endeten in der Katastrophe des Jahres 1934, auf über 7000m im
Schneesturm am Nanga Parbat. |
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Jahrzehntelang ist es seither äußerst ruhig
zugegangen in den bereits von der Autobahn München-Salzburg bestens
sichtbaren Nordabstürzen des Hochstaufens. Mit Ausnahme der wenigen
Kletterer, die sich hin und wieder auf die Spuren von Welzenbach und Ko
begaben, blieben hier Gämsen, Kolkraben und Bergdohlen weitestgehend unter
sich. Dank seiner absoluten Randlage – nördlich des Staufens beginnt
definitiv das Flachland – bietet der knapp 1800m hohe Gipfel
atemberaubende Ausblicke auf die Chiemgauer Seen, die Stadt Salzburg, das
Saalachtal sowie die Berchtesgadener Bergriesen Watzmann, Hochkalter und
Göll. Die Wanderer, die von den Talorten Piding, Bad Reichenhall und
Inzell aus dem Gipfel zustreben, wissen das großartige Panorama
traditionell auch zu schätzen. So konnte in diesem Jahr das Gipfelkreuz
des Hochstaufens bereits das 150jährige Jubiläum seiner Errichtung feiern.
Bergsteiger der etwas schärferen Gangart aber ließen bisher, von der
Autobahn kommend, den Staufen nicht links, sondern rechts liegen und
wandten sich lieber den benachbarten, berühmteren Bergen Berchtesgadens zu |
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Im Sommer 2003 kehrte urplötzlich rege
Betriebsamkeit ein in der verlassenen und vergessenen Nordwand. Der
Pidinger Sepp Reichenberger, aufgewachsen auf der Steiner Alm ganz nahe an
den Nordabstürzen des Hochstaufens, suchte und fand – ideell und materiell
unterstützt von seiner Heimatgemeinde – die ideale Linie für einen
rassigen und athletischen Klettersteig. Zusammen mit einer handvoll
weiterer Bergverrückter realisierte Sepp den recht anspruchsvollen
Pidinger „via ferrata“ in nur wenigen Monaten. Der neue Weg überrascht den
Begeher mit beeindruckender Ausgesetztheit ebenso wie mit grandiosen
Tiefblicken und Quergängen durch lotrechte Wände, vorbei an versteckten
Höhlen und Grotten. Der Ferrata-Aspirant bewegt sich weitgehend an
natürlichen Griffen und Tritten, bestens gesichert vom durchgehenden, ca.
1100m langen Stahlseil. Nur außergewöhnlich glatte, griff- und trittlose
Passagen wurden mit Trittbügeln und Griffen entschärft. Der Bizeps und
Kletterkönnen sind also weiterhin gefragt in der Staufen-Nordwand. |
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Der brandneue Pidinger Klettersteig ist in
Bezug auf Steilheit und Ausgesetztheit mit den klassischen Anlagen in den
Berchtesgadener Alpen, wie etwa dem Mannlgrat am Hohen Göll oder der
Überschreitung der Watzmannspitzen, nicht vergleichbar. Er stellt weit
höhere Anforderungen an die athletischen Fähigkeiten des Begehers. Und
gerade deshalb ist zu erwarten, daß viele ambitionierte Bergsteiger in
Zukunft den Staufen nicht mehr links bzw. rechts liegenlassen, sondern die
Herausforderung Nordwand-Ferrata annehmen werden! |
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Schon von der Autobahn aus sichtbar: Die
Nordabstürze des Hochstaufens. Durch die 400 m hohe Felsflanke führt nicht
nur ein klassischer Anstieg von Willo Welzenbach, sondern seit 2003 auch
ein rassiger Klettersteig, der unmittelbar am Gipfel endet. Der gesamte
Anstieg von Piding aus weist ca. 1300 Höhenmeter auf! |
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(Autor: Sepp Jostl) |
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Informationen auf dieser Seite aus der
Pressemappe der Gemeinde Piding.
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